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20 Jahre HS Mersebur
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Prof. Dr. rer.nat.habil. Lothar TESCHKE

  

20 Jahre Hochschule Merseburg

 

Rede beim Festakt am 5. Oktober 2012 anlässlich der Gründung der Hochschule Merseburg im April 1992

 

20 Jahre Hochschule Merseburg : Das sind 20 vor allem erfolgreiche Jahre, denn natürlich hat es auch Misserfolge gegeben. 20 Jahre : Das ist eine lange Zeit, ein Fünftel eines Jahrhunderts. Deshalb sind wir durchaus berechtigt, in das vergangene Jahrhundert zurückzublicken und zu fragen: Warum war es überhaupt notwendig, diese Hochschule zu gründen? Oder war das vielleicht gar nicht nötig?

 

Beginnen wir mit dem Jahr 1928:

Deutschland hatte sich von dem verheerenden Weltkrieg, den wir heute den 1. Weltkrieg nennen, einigermaßen erholt. Es versuchte nunmehr, wie wir heute sagen, als Weimarer Republik ein demokratischer Staat zu werden. Aber die Frauen und Männer, die sich entschieden dafür einsetzten, standen unter starkem Druck. Sie standen unter dem Druck derjenigen, die das nicht wollten: Monarchistische Kräfte, die zum Kaisertum zurückkehren wollten. Extrem linke Kräfte, die aus Deutschland eine Sowjetrepublik machen wollten. Aber vor allem extrem rechte Kräfte, die aus Deutschland einen faschistischen Staat machen wollten und ihre Potenzen in der NSDAP, der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, gebündelt hatten.

Aber: Es gab freie Wahlen in dieser Republik. Die Menschen hatten tatsächlich die Möglichkeit, das politische Geschehen durch ihre Stimme zu beeinflussen. Wie haben sie sich entschieden?

Betrachten wir die Reichstagswahl 1928 und die letzte relativ freie Reichstagswahl am 5.3.1933. Deutschland war damals in 28 Wahlkreise eingeteilt, Merseburg war einer von ihnen. Weitere Wahlkreise waren Magdeburg, Thüringen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, also relativ große bevölkerungsstarke Gebiete. Ein weiterer Wahlkreis war Ostpreußen, die preußische Provinz, in der ich geboren bin.

Als ich in letzter Zeit alte Dokumente durchsah, bemerkte ich: Es ist von Bedeutung und von Interesse, die Ergebnisse in diesen beiden Wahlkreisen zu vergleichen, und zwar zu vergleichen bezüglich ihrer NSDAP-Stimmen. Das ist das Ergebnis:

  

 

1928

 

1933

 

Gesamt

 

2,6

 

43,9

 

Merseburg

 

2,7

 

46,4

 

Ostpreußen

 

0,8

 

56,5

 

  

Die NSDAP erhielt 1928 in ganz Deutschland 2,6 % der Stimmen; einen so geringen Stimmenanteil, dass man sie heute als Splitterpartei bezeichnen würde. Merseburg wich mit 2,7 % kaum davon ab. Aber am wenigsten Stimmen erhielt die Partei in Ostpreußen: Ganze 0,8 % . Die Partei war dort so gut wie nicht bekannt.

1933 erzielte die Partei deutschlandweit 43,9 % , und damit hatte sie den Durchbruch erzielt, der letztendlich in die Katastrophe führte. Merseburg übertraf dieses Ergebnis sogar noch mit 46,4 % . Aber am meisten Stimmen in ganz Deutschland erzielte die Partei in Ostpreußen: Gewaltige 56,5 % . Was war die Folge?

Die Folge war die braune Diktatur mit einem neuen Weltkrieg und dem Holocaust mit Millionen Toten. Deutschland verlor 2/5 seines Territoriums, auch meine Heimatprovinz Ostpreußen. Millionen starben bei Flucht und Vertreibung, und meine Familie konnte von Glück sagen, dass sie wenigstens ihr nacktes Leben retten konnte.

Aber das war nicht alles: In einem beträchtlichen Teil Deutschlands, in dem auch Merseburg liegt, folgte auf die braune eine rote Diktatur, von der sich die betroffenen Menschen erst 1989, über 50 Jahre später, selbst befreien konnten; ein bleibendes Ruhmesblatt in der deutschen Geschichte.

Was geht uns das an?

Ich denke, das geht uns eine Menge an. Zum Beispiel waren 1933 meine Eltern wahlberechtigt. Ich weiß nicht, was sie damals gewählt haben, sie haben nie mit mir darüber gesprochen. Aber ich weiß: Meine beiden Großväter waren von Hitler verblendet, sind wohl gar Mitglied dieser Partei gewesen.

Nach 1945 hatten es die Menschen im Westen besser als die im Osten. Sie konnten über 40 Jahre länger in einem Land leben, in dem, wie UDO JÜRGENS singt, „die Freiheit ein Wort nicht nur ist“. Wie heißt es dort weiter: „Ist das nichts, ist das wirklich nichts?“ Es war und ist sehr viel!

Die Menschen im Westen konnten 40 Jahre länger als die im Osten Erfahrungen mit der Demokratie sammeln. Sie haben dafür gesorgt, dass die Feinde der Demokratie, die die Weimarer Republik zu Tode brachten, keine Chance mehr hatten. Und diese Erfahrungen mit der Demokratie konnten 1989, als es darauf ankam, für uns alle nutzbar gemacht werden.

 

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Damit sehen wir:

Es war keineswegs so, wie es in vielen Darstellungen nach dem letzten Kriege hieß, vor allem in vielen Beschreibungen über das verloren gegangene Ostpreußen:

„Wir lebten dort ein wunderbares Leben, aber dann kamen die Russen, und es war alles aus.“

Aber vorher war etwas anderes, nämlich die 56,5 % , nämlich die Machtübernahme durch die Nazis. Das war der eigentliche Grund für die Katastrophe, und der wurde lange verschwiegen.

 

Ohne dieses Wahlergebnis

                                    kein Nazismus in Deutschland,

                                    kein verlorener 2. Weltkrieg,

                                    keine DDR

und nun speziell für uns

                                    keine Technische Hochschule für Chemie in Merseburg

und

                                    keine Notwendigkeit, eine neue Hochschule zu gründen.

 

Nun wollen wir aber mit den beteiligten Menschen keineswegs ungerecht verfahren:

Die erste Frage ist natürlich: Wie hätten wir in vergleichbarer Situation abgestimmt? Wir können froh sein, dass etwas Ähnliches in unserem Leben nicht vorgekommen ist.

Und wie war es mit der Russenangst in Ostpreußen; ein Umstand, der mit Sicherheit zu dem unglaublichen Wahlergebnis beigetragen hat: Ostpreußen war die einzige deutsche Provinz, in der weite Teile im Laufe des 1. Weltkriegs von den Russen besetzt wurden; einhergehend schon damals mit Mord, Totschlag und Vergewaltigungen; ein Menetekel für das, was sich dann im 2. Weltkrieg ereignete. HINDENBURG, unter dessen Oberbefehl die Russen schließlich vertrieben wurden, galt als Retter Ostpreußens. Meine Heimatstadt Riesenburg war noch lange stolz darauf, dass damals HINDENBURGs Hauptquartier im Riesenburger Gymnasium war. In diesem Gymnasium hätte ich, wäre alles anders gekommen, sonst Abitur gemacht, dann in Danzig oder Königsberg studiert usw.

 

Die Formulierung

                  „Dann kamen die Russen, und dann war alles aus.“

ist mir 60 Jahre später in abgewandelter Form wieder begegnet. Ich habe, wie gesagt, nicht in Riesenburg Abitur gemacht, sondern stattdessen in Öbisfelde, einer kleinen Stadt in der Nähe von Wolfsburg, aber auf der DDR-Seite, und zwar 1953, ein paar Tage vor dem 17. Juni.

Nach der Wende war es erstmals möglich, dass ein Klassentreffen stattfand, zu dem alle ehemaligen Schüler eingeladen werden konnten. Wir erzählten uns aus unserem bisherigen Leben. Eine Klassenkameradin berichtete über den erfolgreichen beruflichen Weg ihrer Familie in der DDR und schloß mit dem Satz

                  „Und dann kam die Wende, und dann war alles aus.“

Wie sie dazu kommen konnte, so etwas, so etwas Unglaubliches zu sagen, darüber werden wir noch zu sprechen haben.

 

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Merseburg und seine Hochschulen

Die Hochschulgründung, über deren Bedeutung und über deren Erfolg wir zu sprechen haben, erfolgte hier in Merseburg, einer Stadt mit einer über 1000-jährigen Geschichte; einer bedeutsamen Geschichte in Deutschland und für Deutschland. Die Teilung brachte es mit sich, dass vor allem die junge Generation Namen von Städten und Landschaften im anderen Teil Deutschlands nicht mehr kannte. Auch der Name Merseburg war im Westen kaum bekannt. Auf einer Rektorenkonferenz 1992 sagte mir ein Kollege, also immerhin ein Rektor einer deutschen Hochschule: „Was, aus Merseburg kommen Sie? Aus dieser reizvollen Stadt am Bodensee?“

Er hatte Merseburg mit Meersburg verwechselt. Immerhin war aber meistens bekannt, dass Merseburg im Osten lag. Aber wo bloß im Osten? Das veranlasste mich, 1992 auf der Eröffnungsveranstaltung unserer Hochschule zu fragen: Merseburg, wo liegt das? In Sibirien oder kurz vor Sibirien? Der Sachverhalt zeigt symbolisch, wie viel Kenntnisse, wie viel Gemeinsames innerhalb dieser 40 Jahre Teilung verloren gegangen war. Hätten wir länger durchgehalten?

1992 wurde gerade heftig um die Hauptstadtfrage diskutiert und gestritten: Bonn oder Berlin. Aber es ging nur oberflächlich um die Hauptstadt. Es ging im Kern darum: Was sind Versprechungen aus dem Westen aus der Zeit vor der Wende noch wert? Jahrelang hatten alle infrage kommenden westdeutschen Politiker, vor allem bei allen Feiern zur Erinnerung an den 17. Juni, auf das Provisorische der Bundeshauptstadt Bonn hingewiesen; vor allem der Bonner Oberbürgermeister: „Natürlich“ sollte Berlin wieder die deutsche Hauptstadt sein! Wenn doch nur die Einheit käme. Kaum war die deutsche Einheit da, war dieser Oberbürgermeister der erste, der forderte, „natürlich“ müsste Bonn Hauptstadt bleiben. Mit ihm vergaßen viele Politiker, vor allem aus dem großen und für Wahlen wichtigen Bundesland Nordrhein-Westfalen, ihre Versprechungen von gestern und begründeten ihren neuen Standpunkt mit zum Teil abenteuerlichen Argumenten: Eine Hauptstadt Berlin spiele dem Rechtsradikalismus in die Hände, eine Hauptstadt Berlin sei Verrat an der europäischen Idee, und als das alles nicht zu helfen drohte, kam das übliche Totschlagargument: Das sei überhaupt nicht zu bezahlen. 70 Milliarden Mark (damals noch Mark) würde der Umzug kosten, gab ein Mathematik-Professor der Universität Duisburg (ich scheue mich, Mathematik-Kollege zu sagen) auf einer Tagung in Bonn bekannt. Das habe er ausgerechnet. Auch auf einer Tagung in Bonn mit Politikern aus Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen sprach ich darüber, dass Merseburg vom Jahr 1000 bis zum Jahr 1200 mit seinen vielen Ständetagen der deutschen Kaiser faktisch die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewesen ist. Die Leute aus dem Westen wurden aufgeregt: 200 Jahre Hauptstadt Merseburg gegenüber 40 Jahre Bonn. Wohin gehörte also die Hauptstadt? Sie wissen, wie knapp die Mehrheit schließlich für Berlin war.

Wichtig an diesem Vorgang aber war, ich sagte es schon, vor allem die Glaubwürdigkeit: Die Menschen im Osten waren tief verunsichert. Stimmte das überhaupt, was aus dem Westen herüber klang? Und damit auch: Stimmte das überhaupt mit den Fachhochschulen als neuem Hochschultyp? Mit den Fachhochschulen, die hier keiner kannte und keiner kennen konnte? Und mit den angeblichen Erfolgen? Oder war das alles nur konstruiert, um Argumente für die Schließung der Technischen Hochschule am Ort bereit zu stellen? Diese Technische Hochschule war doch eigentlich der Stolz der Stadt. Erstmals hatte die Stadt eine Hochschule: 1956 gegründet, wenn auch als Spezialhochschule nach sowjetischem Muster, so war sie doch der wichtigste Arbeitgeber der Stadt. Und alles, was für die Hochschulangehörigen nur irgend nützlich war, war unter diesem Dach vereint: Eine Lebensmittelverkaufsstelle, eine Arzt-Station und vieles andere mehr. Das sollte nun alles geschlossen werden. Und gab es an dieser Hochschule nicht den größten Chemie-Fachbereich in ganz Deutschland? Mit weltweit anerkannten Professoren, von denen einige sogar Mitglied der berühmten Akademie LEOPOLDINA waren?

Aber andererseits: Ging dieser Hochschule nicht sogar in der DDR ein Ruf voraus? Der Ruf einer „Roten Hochschule“, was sich besonders auf gewisse „Leitungskader“ bezog, die politisierten, indoktrinierten und vor allem dominierten? Die Gewinn daraus gezogen hatten, dass es die DDR gab, für ihre berufliche Entwicklung und Stellung und ihre materiellen Einkünfte. Die Gewinn daraus gezogen hatten im Gegensatz zu denen, deren berufliche Entwicklung aus sogenannten „ideologischen Gründen“ systematisch behindert wurde! Die zwar den größten Teil der Arbeit an der Hochschule verrichten durften, aber nicht den dafür verdienten Lohn erhielten. Die zwar mit ihrer Arbeit den wissenschaftlichen Ruf der Hochschule begründen durften, aber im Gegensatz zu den Gewinnlern nicht ins westliche Ausland fahren durften, weil sie keine sogenannten „Reisekader“ waren, und auch nicht im westlichen Ausland publizieren durften. So gab es Gewinner und Verlierer aus der Tatsache, dass es die DDR gab, so wie es in jeder Diktatur ist. Und die Gewinner sahen mit Bangen auf das, was kommen sollte, und das mit Recht.

Das Hochschulsystem der DDR musste grundsätzlich reformiert werden, wie viele andere Systeme auch: Wie Justiz, Wirtschaft, Finanzen und andere. Im Einigungsvertrag wurde der Wissenschaftsrat, als beratendes Gremium für Bund und Länder, beauftragt, Vorschläge für die Reform des Hochschulsystems zu unterbreiten: Der Wissenschaftsrat kam im Falle Merseburg zu der Erkenntnis, dass es nicht möglich war, die Technische Hochschule für Chemie zu reformieren. Er empfahl, sie zu schließen und Teile davon in die Universität Halle zu überführen. Stattdessen sollte an gleicher Stelle eine Fachhochschule aufgebaut werden; eine Fachhochschule mit ingenieurwissenschaftlichen, sozialen und Wirtschaftsstudiengängen. Und so beschloß es dann auch der zuständige Gesetzgeber, der Landtag von Sachsen-Anhalt.

Dieser Vorgang war einzigartig bei der ganzen Erneuerung: Nur in Merseburg wurde eine Hochschule gegründet und die am Ort befindliche Hochschule geschlossen.

 

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Auf dem Weg zur inneren Einheit

Natürlich haben wir beim Aufbau der neuen Hochschule auf die Menschen am Ort zurückgegriffen. Aber nicht auf alle! Das aus zwei Gründen: Einmal waren die Ergebnisse der Personalkommission der alten Hochschule zu berücksichtigen. Sie hatte der Landesregierung empfohlen, wer für den öffentlichen Dienst geeignet war und wer nicht. Aber was tun mit denen, die zwar in der Partei gewesen waren, also eigentlich zu den Profiteuren der DDR gehört hatten, sich aber darüber hinaus nichts hatten zu Schulden kommen lassen. Ich denke, wir sind fair mit ihnen umgegangen: Jedem wurde die Hand gereicht, der durch die Tat, und nicht nur durch das Wort, bekundete, dass es ihm leid tat, was geschehen war.

Andererseits war es unmöglich, umfassende Gerechtigkeit herzustellen. Dazu waren viel zu wenig neue Stellen da. Die Verschlankung der Personalstruktur war ja auch gerade ein Ziel des Neuaufbaus. Nicht einmal alle diejenigen, die führend bei der Wende mitgewirkt hatten, konnten wieder eingestellt werden. Und das schmerzte sehr!

Auch mit dem Wohlstand konnten bei weitem nicht alle Erwartungen erfüllt werden. Wirklichkeit wurde die Vorhersage von Ex-Bundeskanzler HELMUT SCHMIDT:

Die Menschen im Osten werden noch viele Jahre auf die Angleichung ihrer Lebensverhältnisse an die im Westen warten müssen. Die Menschen im Westen werden noch viele Jahre auf den gewohnten Zuwachs ihres Wohlstands verzichten müssen. Und so kam es denn auch.

Ich habe 1992/93 oft gefragt, auch öffentlich: Was werden die Westdeutschen machen, wenn ihr Wohlstand nicht mehr wächst? Sie hätten ja in großem Umfang protestieren können, das Protestieren konnten sie ja gut.

Das haben sie aber nicht getan! Und das war ein großer Sieg all derer, denen die Einheit, und nun vor allem die innere Einheit, am Herzen lag.

Auch unsere Hochschule hat zur inneren Einheit beigetragen; vor allem dadurch, dass Ostdeutsche und Westdeutsche an ihrem Aufbau beteiligt waren.

Und eine weitere wichtige Tatsache will ich hervorheben: Das ist die Partnerschaft unserer Hochschule mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes unter ihrem Rektor Helmut GROH. Ohne ihn hätte es diese Partnerschaft nicht gegeben: Gegenseitige Besuche in Merseburg und Saarbrücken, gegenseitige Forschungsprojekte und vieles mehr wurden organisiert.

Ein Höhepunkt dieser Zusammenarbeit aber war das mehrtägige Seminar „Zur inneren Einheit“ hier in Merseburg. Es gab eindrucksvolle Vorträge und aufschlussreiche Diskussionen dazu. Liest man heute die Liste der Referenten, so wird einem die angespannte Situation damals wieder gegenwärtig. Aber irgendwie hatten wir wohl auch die „richtigen“ Referenten ausgesucht, die unseren Gästen aus Saarbrücken die Probleme der Wende und der Einheit plastisch vor Augen führten:

REINHARD HÖPPNER, später langjähriger Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, analysierte die politischen Probleme des Zusammenwachsens,

FRIEDRICH SCHORLEMMER, vormals Studentenpfarrer an der alten Technischen Hochschule und später Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, beschrieb die schwierige Lage der Studenten zur DDR-Zeit,

INGRID HÄUSSLER, Betriebsratsvorsitzende der BUNA-Werke und später langjährige Oberbürgermeisterin von Halle, informierte über die deprimierenden Folgen der DDR-Industriepolitik und ihre Konsequenzen für die arbeitenden Menschen,

HANS-JOACHIM MAAZ, Chefarzt des Evangelischen Diakonissenkrankenhauses Halle, nach der Wende Verfasser zahlreicher Bücher über den sogenannten „Gefühlsstau“, gab einen Überblick über die psychischen Probleme beim Werden der inneren Einheit und machte Vorschläge, wie dieser Stau der Gefühle abzubauen sei,

und schließlich

WERNER SCHREIBER, aus dem Saarland kommend und damals amtierender Minister für Arbeit und Soziales in Sachsen-Anhalt, analysierte die Arbeitslosigkeit, die in diesem Land Spitzenwerte erreichte.

Die Zuhörer waren beeindruckt. Später hörte ich, dass zeitweise auch der Deutschlandfunk dabei gewesen war. Wir waren also nicht unbemerkt geblieben.

Mein Freund Helmut Groh saß immer in der ersten Reihe der Zuhörer und diskutierte kräftig und sachkundig mit. Er ist vor ein paar Jahren gestorben, ein großer Verlust für uns alle.

 

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Stabilisierungsphase

1994 wurde Frau Prof. Dr. Johanna WANKA meine Nachfolgerin als Rektorin unserer Hochschule. Sie wurde drei Mal wiedergewählt. In der damaligen Hochschulrektorenkonferenz wurde sie in das höchste Organ, den Senat der Konferenz, gewählt. Spätestens seit dieser Zeit hat niemand im Westen mehr, so glaube ich wenigstens, Merseburg vor oder in Sibirien vermutet. Im Jahre 2000 wurde Frau Wanka zur Ministerin für Wissenschaft und Forschung des Landes Brandenburg, im Jahre 2010 zur Ministerin für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen berufen.

Der Nachfolger von Frau Wanka wurde im Jahre 2000 für 12 Jahre Herr Prof. Dr. Heinz ZWANZIGER. Auch er wurde drei Mal wiedergewählt.

Allein die Tatsache, dass Frau Wanka und Herr Zwanziger drei Mal wiedergewählt wurden, zeigt, dass wir es hier mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten zu tun haben, die ihren Aufgaben voll und ganz gewachsen waren. Sie haben das Ansehen unserer Hochschule in der Region, im Land Sachsen-Anhalt und in ganz Deutschland gemehrt und gefestigt!

An welchen Eigenschaften und Fähigkeiten dieser Personen liegt das wohl?

Neben der unbedingt erforderlichen Durchsetzungsfähigkeit denke ich, dass beide Personen vor allem die Fähigkeit zum Konsens und zum Kompromiß auszeichnet, ohne dass dabei unverzichtbare Grundpositionen preisgegeben werden; dass also beispielsweise ein notwendig einzugehender Kompromiß nicht zu einem faulen Kompromiß entartet. Damit haben sie hier im Kleinen, auf dem Campus Merseburg, das praktiziert, was wir im Großen von unseren politischen Repräsentanten in ganz Deutschland erwarten. Ein solcher konstruktiver Kompromiß erfordert viel Mühe und Arbeit. Das wird von der Öffentlichkeit oft gar nicht wahrgenommen. Das muß man bedauern.

Für die Rektorin oder den Rektor einer Hochschule ist die Fähigkeit zu Konsens und Kompromiß insofern sogar grundlegend, weil sie nämlich Voraussetzung für ihre wichtigste Eigenschaft ist, nämlich  ausgleichend für die Gruppen an einer Hochschule zu wirken, so dass man sich dort, wenigstens in der großen Mehrheit, gerecht behandelt fühlt. Man kann aber bestimmt nicht drei Mal wiedergewählt werden, wenn man diese Fähigkeit zu Konsens und Kompromiß nicht beherrscht; erst recht, füge ich hinzu, kann man dann nicht erfolgreich sein im Leiten einer Hochschule.

In einer Hochschule muß von Zeit zu Zeit, erst recht innerhalb einer Zeit von 20 Jahren, geprüft werden, ob die Struktur der Hochschule den sich wandelnden Aufgaben noch entspricht. Dabei ist Neues zu schaffen und Überkommenes abzuschaffen:

Die erste Aufgabe ist gegenüber der zweiten relativ leicht. Jeder Rektor, jede Rektorin gründet gern einen neuen Studiengang oder ein neues Institut. Die Schließung einer solchen Einrichtung aber trifft in der Regel auf den erbitterten Widerstand der Betroffenen, also der Besitzstandswahrer. Man erkennt am Erfolg einer solchen Schließung die Autorität eines Rektors in der Hochschule. Dinge dieser Art standen bei Frau Wanka noch nicht auf der Tagesordnung; bei Herrn Zwanziger in modifizierter Form aber schon. Ich habe mich gefreut, dass solch wichtigen Entscheidungen intensive Beratungen mit den Betroffenen, mit dem Land und auch mit dem Wissenschaftsrat vorangingen und damit gut vorbereitet waren.

Sich wandelnde Strukturen müssen auch in der Verwaltung durchgesetzt werden. Herr Dr. Janson ist als langjähriger Kanzler gewissermaßen ein Urgestein der Hochschule. 1999 fand hier in Merseburg eine Tagung der Kanzler und Leitenden Verwaltungsbeamten aller Fachhochschulen in Deutschland statt. Ich konnte mich in vielen Gesprächen davon überzeugen, dass unsere Verwaltungsstruktur der von Hochschulen, die schon 20 Jahre länger existieren, überlegen ist.

Was ist das nun für eine Hochschule, die Herr Zwanziger, der heute nicht anwesend sein kann und die Versammlung herzlich grüßen lässt, bis jetzt geleitet hat und die nun in Zukunft Sie, Herr Kirbs, leiten werden? Der Wissenschaftsrat schlug 1992 eine Hochschule mittlerer Größe vor, mit ca. 2500 Studierenden. Mit Zwerg- und Riesenhochschulen hatte man nämlich die 20 Jahre davor schlechte Erfahrungen gemacht! Diese Anzahl der Studierenden wurde im Jahre 2000 erreicht, sie stieg 2006 auf 3600 und wurde anschließend auf die alte Größenordnung zurückgenommen.

Schon bei der Gründung gab es technische, naturwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Studiengänge, die in 6 Fachbereichen organisiert waren. Die Auswahl gerade dieser Studiengänge war nicht unumstritten. Nicht umstritten waren die chemischen Studiengänge, schon der Tradition und der Region wegen. Diese Studiengangsstruktur wurde im Laufe der Jahre verfeinert und den laufenden Anforderungen angepasst. Das gilt jedoch nicht für die Grundstruktur: Als 2005 die Fachbereiche neu organisiert und neu strukturiert wurde, blieb diese Grundstruktur erhalten und war weiterhin klar erkennbar:

Wir haben heute 4 Fachbereiche, nämlich

den Fachbereich         Ingenieur- und Naturwissenschaften ,

den Fachbereich         Informatik und Kommunikationssysteme  ,

den Fachbereich         Wirtschaftswissenschaften                         und

den Fachbereich         Soziale Arbeit, Medien, Kultur .

Um die heute 2800 Studierenden in diesen 4 Fachbereichen auszubilden, gibt es an der Hochschule ca. 230 Stellen; 120 für das wissenschaftliche und 110 für das nichtwissenschaftliche Personal.

Die öffentliche Hand, d.h. der Steuerzahler, gibt für die Erfüllung dieser Aufgaben jährlich ca. 10 Millionen Euro aus. Das ist, finde ich, für uns eine große Verpflichtung; nämlich die Verpflichtung, unsere Aufgaben in der Lehre, in der Forschung und in der Verwaltung in möglichst guter Qualität zu erfüllen und für unser Land junge Menschen auszubilden, die zumindest die nächsten 40 Jahre die Aufgaben, die uns die Zukunft stellt, meistern können.    

 

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Zukunftsaufgaben

In diesem Jahr beginnt für Prof. Dr. Jörg KIRBS die Amtszeit als Rektor der Hochschule Merseburg. Ich habe seine Wahl begrüßt, denn ich kenne und schätze Herrn Kirbs seit 1993. Er bringt außergewöhnliche Erfahrungen für dieses Amt mit, denn er war langjähriger Prorektor unter Frau Wanka und Herrn Zwanziger. Er kennt also die Hochschule und ihre Menschen wie kein zweiter.

Aber Herr Kirbs! Ein Prorektor ist kein Rektor. Man wird, man kann und man darf von Ihnen erwarten, dass Sie unsere Hochschule nicht nur im Klein-Klein der Alltagsaufgaben, die ich bestimmt nicht gering schätzen will, sicher führen, sondern dass Sie die Aufgaben der bevorstehenden Jahre und Jahrzehnte erkennen und die Absolventen unserer Hochschule befähigen, diesen Aufgaben gerecht zu werden.

Was könnten das für Aufgaben sein? 

Ich hatte vorhin Helmut SCHMIDT erwähnt, der sich im Einigungsprozeß stark engagiert hatte und dessen Prognose für die weitere Entwicklung Deutschlands voll eingetroffen ist. Helmut Schmidt ist heute 93 Jahre alt. Er arbeitet aber noch immer, oft in seinem kleinen Zimmer im Pressehaus am Speersort im Zentrum von Hamburg. Worüber er arbeitet, das können Sie aus seinen Büchern ersehen, gerade in der letzten Zeit, und aus seinen laufenden Artikeln in der ZEIT zu aktuellen Problemen.

Übrigens: Er ist wohl der einzige, der die aktuelle Finanzkrise genau vorhergesehen hat und in vielen ZEIT-Artikeln immer wieder eine Regulierung der Finanzmärkte gefordert hat.

Ich bin froh und glücklich, wenn sich zu bestätigen scheint, dass Angela MERKEL wieder einmal seinen Rat gesucht hat.

Ich halte ihn für den führenden lebenden deutschen Politiker.

Helmut SCHMIDT nennt in seinen Vorträgen, die er in den letzten 10 Jahren weltweit gehalten hat, drei Aufgaben und Probleme:

 

An erster Stelle die Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungsländern, die mathematisch betrachtet in Form einer Exponentialfunktion verläuft. Und jeder Mathematiker, aber auch jeder mathematisch Gebildete kennt das rasante Steigen dieser Funktion.

Diese Explosion bringt es mit sich, dass jedem Menschen in der Zukunft ein immer kleinerer Teil der Erdoberfläche und des Weltsozialprodukts zur Verfügung stehen wird. Die Folgen dieses ungeheuren Wachstums ohne heftige soziale Konflikte oder gar Kriege zu gestalten und zu regulieren, ist eine weltweite Aufgabe. Dem nur scheinbar entgegenlaufend, ist es eine nationale Aufgabe, die Folgen der sogenannten demografischen Entwicklung in Deutschland (oder aber auch in vergleichbaren anderen Ländern), nach der es bei uns immer mehr ältere und dagegen immer weniger jüngere Menschen geben wird, zu gestalten und zu regulieren.

Wollen wir unseren Wohlstand und auch die Stellung Deutschlands in der Welt erhalten, so sind zwei Notwendigkeiten erkennbar: Die Menschen in Deutschland müssen einmal besser und umfangreicher gebildet und ausgebildet sein. Hier setzen die Aufgaben unserer Hochschule ein. Zum zweiten aber muß mehr und härter gearbeitet werden.

Wir dürfen dieses Problem nicht auf nachwachsende Generationen verlagern. Nur sehr ungern denke ich daran, was unsere Enkel und Urenkel leisten sollen, wenn wir unser bequemes Leben fortsetzen sollten. Denn wie allgemein bekannt ist, sollen in absehbarer Zeit zwei von ihnen einen Rentner ernähren.

Deshalb: Auch wir Alten müssen unseren Teil beitragen, und da ist einiges zu tun. Denken Sie zum Beispiel an das öffentliche Gezeter, als das Rentenalter auch nur um zwei Monate heraufgesetzt werden sollte. „Natürlich“ (jetzt sage ich auch schon „natürlich“) sind Steigerungen um zwei Monate alle 5 oder 10 Jahre überhaupt nicht ausreichend. „Natürlich“ braucht nicht jeder so viel und so lange zu arbeiten wie Helmut SCHMIDT. Aber ich fühle mich durch ihn doch in die Pflicht genommen. Und deshalb halte ich, auch 11 Jahre nach meiner Pensionierung, noch weiter die Grundvorlesung „Mathematik für Ingenieure“ an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften, wie die ehemalige Fachhochschule Hamburg heute heißt.

 

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Als zweites Problem nennt Helmut SCHMIDT den Klimawandel:

Sollte sich der in den letzten Jahrzehnten beobachtete Temperaturanstieg fortsetzen, so wird sich der durch die Bevölkerungsexplosion ohnehin schon beschränkte Platz für die Menschheit durch Versteppung und Verwüstung des Bodens sowie durch den Anstieg des Meeresspiegels weiter verringern. Es könnten dann weniger Lebensmittel und Güter zur Gestaltung eines lebenswerten Lebens erzeugt werden, und das Problem, das ich bei der Bevölkerungsexplosion genannt habe, würde sich weiter verschärfen. Sollte dieser Temperaturanstieg Menschenwerk sein, also durch die Verbrennung von Kohlenstoff und den daraus folgenden Treibhauseffekt wesentlich bedingt sein, so hätten wir es in der Hand, diesen Anstieg zumindest zu begrenzen.

Unsere Kanzlerin Angela MERKEL hat sich, wie Sie wissen, in zurückliegenden Jahren auch als Klima-Politikerin einen Namen gemacht, indem sie weltweit eine Begrenzung des Temperaturanstiegs um zwei Grad bis zur Jahrhundertwende als Ziel setzte und dieses Ziel auf Klima-Konferenzen mit Nachdruck vertrat. Der von ihr in letzter Zeit verfolgte Atomausstieg ist dieser Begrenzung des Temperaturanstiegs allerdings nicht förderlich. Man sieht an diesem Problem, wie schwierig es ist, konsequent politische Prinzipien zu verfolgen.

Ich bin dafür, auch in dieser ja ideologisch stark aufgeheizten Frage nur objektive Gesichtspunkte gelten zu lassen: Wer eine weltweite Temperaturerhöhung gleich als eine Katastrophe kennzeichnet, kennt die Erdgeschichte nicht. Das Klima auf der Erde hat sich ständig geändert. Das geht aus Klimakurven für die letzte Milliarde und die letzte Million Jahre hervor, wie ich sie in meinen einschlägigen Vorträgen zeige. Man könnte eine weitere Kurve für die letzten 1000 Jahre vorlegen. Immer hat sich die Temperatur geändert; aus Gründen, die wir zum Teil zu kennen glauben. Meistens aber kennen wir sie nicht. Nur für die letzten 100 Jahre kommt menschlicher Einfluß überhaupt infrage.

Es kommt darauf an, unsere Studierenden für diese Fragen zu sensibilisieren. Sie müssen die sich dabei mit Sicherheit ergebenden Probleme mit anpacken helfen. Es sind im Wesentlichen die Problemfelder, auf denen wir ausbilden: Auf ingenieurwissenschaftlichem, wirtschaftswissenschaftlichem und sozialpolitischem Gebiet.

 

Als drittes Problem nennt Helmut SCHMIDT die Globalisierung und meint damit die weltweite Ausbreitung und Verbreitung von Technologien, von Wirtschafts- und Finanzstrukturen. Diese Verbreitung kann heute durch die Computer-Technik, durch Fernsehen und Internet fast augenblicklich geschehen.

Globalisierung, zum Beispiel im Handel, hat es schon sehr lange gegeben: Durch Marco Polo mit China, durch Vasco da Gama mit Südasien und in Nordeuropa durch die Hanse. Aber es fehlte dieser Ausbreitung an Geschwindigkeit, wie sie die heutige technische Entwicklung erlaubt.

Deutschland als Exportweltmeister verdankt seinen Wohlstand zu einem großen Teil dieser Entwicklung. Medizinische Spitzenleistungen, wie Herzplantationen zum Beispiel, gibt es nunmehr überall in der Welt und setzen uns in Erstaunen.

Das sind die positiven Seiten der Globalisierung. Es gibt aber auch negative:

Es ist nunmehr möglich, weltweit Kenntnisse über Waffen zu erwerben, sowohl über konventionelle als auch über atomare. Sie könnten in die Hände von aggressiven Staaten oder von Terroristen fallen.

Durch Fernsehen und Internet kann man schnell Nachrichten verbreiten, aber auch manipulieren, und damit politische Entwicklungen, sogar in ganzen Staaten, negativ beeinflussen.

Man kann Kinder durch Bilder von Mord, Totschlag und Gewalt vergiften und damit zu Gewalt anstiften.

Man kann durch die augenblickliche Verbreitung von Finanzdaten die Finanzmärkte beeinflussen, Damit können private Institute global handeln, unterliegen aber nicht mehr zureichender Regulierung. Finanzkrisen, wie wir sie heute erleben, können die Folge sein.

Ganze Staaten können zwar noch die wirtschaftliche Struktur ihres Landes beeinflussen, sind bei deren Entwicklung aber abhängig von der Weltkonjunktur. Das trifft sogar für China zu: Was soll dort werden, wenn durch eine krisenhafte Entwicklung in der Welt keine Abnehmer mehr für seine Produkte da sind. Das trifft sogar für die USA zu: Die USA sind abhängig vom Import ausländischen Kapitals, das 7% des Bruttosozialprodukts der Vereinigten Staaten beträgt. Was soll werden, wenn das Vertrauen der Welt in die Vitalität der amerikanischen Volkswirtschaft verloren geht?

 

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Alle drei Probleme zeigen, wie wichtig es ist, dass hoch gebildete und gut informierte Absolventen unsere Hochschule verlassen. Denn wir wollen, dass wir, und insbesondere unsere Studierenden, nicht Zuschauer, sondern aktiv Handelnde in dieser Entwicklung sind, zumindest aber einen Beitrag dazu leisten.

 

Prof. Dr. Hans-Albrecht FREYE, 1992 Staatssekretär der Landesregierung und allseits anerkannt als Architekt der neuen Hochschulstruktur in Sachsen-Anhalt, sagte am Ende seiner Eröffnungsrede für unsere Hochschule am 15.4.1992:

AD MULTOS ANNOS

 

Also: Viele erfolgreiche Jahre soll unsere Hochschule bestehen. 20 Jahre sind seitdem vergangen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen zeigen, dass es erfolgreiche Jahre waren,

Wünschen wir dieser unserer Hochschule weitere erfolgreiche Jahre.

 

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Anhang

Warum ist Helmut SCHMIDT einer der erfolgreichsten deutschen Politiker?

 

a). Er hat während seiner Zeit als Bundeskanzler 1973-82 dem Terror der Roten Armee-Fraktion widerstanden, die mit der SCHLEYER-Entführung versuchte, den Staat zu erpressen. Es ist niemand erkennbar, der ihn in dieser Zeit mit seiner Standfestigkeit und Überlegenheit im Handeln hätte ersetzen können.

 

Er ist der Erfinder des NATO-Doppelbeschlusses: Ende der siebziger Jahre bedrohten neu aufgestellte sowjetische Mittelstreckenraketen vom Typ SS 20 Westdeutschland und Westeuropa und bildeten schließlich ein erpresserisches Potential für die sowjetische Politik. Der NATO-Doppelbeschluß forderte den sofortigen Abbau dieser Raketen und im Weigerungsfall den Aufbau amerikanischer Mittelstreckenraketen vom Typ Pershing II in Westdeutschland. Gleichzeitig bot er Verhandlungen über die simultane Abrüstung aller Mittelstreckenraketen an. Die Leistung Helmut SCHMIDTs liegt zusätzlich darin, alle NATO-Staaten von diesem Vorschlag so überzeugt zu haben, dass ein gemeinsamer Beschluß möglich war.

In der historischen Rückschau ist dieser Beschluß die letzte Ursache für den Zusammenbruch des Ostblocks und damit der Befreiung der osteuropäischen Länder und der DDR. Dieser Zusammenbruch wäre sonst möglicherweise überhaupt nicht oder zu einer viel späteren Zeit erfolgt.

 

b). Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik gibt es vier Felder seiner weiteren Tätigkeit:

Als Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“, wo er zu jedem ihm sinnvoll erscheinenden Zeitpunkt in die weltweite politische Diskussion eingreifen kann.

Als Buchautor, wo er politische Schwerpunkte zusammenfassend und umfassend darstellen kann..

Als Redner auf internationalen Kongressen und Zusammenkünften, auf denen er über politische Zusammenhänge referiert,

Als Ratgeber, was auf seiner internationalen Stellung als Elder Statesman beruht.

 

  

 

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